Vorurteile & Irrtümer
Fibromyalgie: Mythos oder Wahrheit?
Fibromyalgie ist eine eingebildete Erkrankung
Bis heute behaupten sogar manche Ärzte, dass es Fibromyalgie im Sinne einer Erkrankung gar nicht gibt. Das ist falsch. Die Fibromyalgie ist seit Jahrzehnten weltweit als Erkrankung anerkannt. 1994 wurde sie in die offizielle Krankheitenliste (ICD-10-Schlüssel) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aufgenommen. Betroffene leiden unter chronischen Schmerzen in mehreren Körperregionen, die von Schlafstörungen, starker Müdigkeit und Erschöpfungszuständen begleitet werden. Hinzu kommen zahlreiche Nebensymptome wie Schwellungsgefühle in den Händen und Füßen, Ängstlichkeit und Depressionen.
Fibromyalgie ist so etwas Ähnliches wie Rheuma
Anders als viele denken, ist die Fibromyalgie keine rheumatische Erkrankung im eigentlichen Sinne. Irreführend ist dabei, dass das Fibromyalgiesyndrom auch heute noch immer wieder mit dem Begriff Weichteilrheuma bezeichnet wird. Tatsächlich finden sich bei Fibromyalgie – anders als beim „echten“ Rheuma – keine Entzündungszeichen im Blut.
Fibromyalgie ist eine Frauenkrankheit
Wenngleich Fibromyalgie besonders häufig Frauen betrifft ist sie keine rein „weibliche“ Erkrankung. Auch Männer können die chronische Schmerzkrankheit bekommen. Man vermutet allerdings, dass beim männlichen Geschlecht geringere Fallzahlen entstehen, weil sie bei Gesundheitsproblemen im Allgemeinen seltener ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen als Frauen.
Fibromyalgie ist eine psychische Erkrankung
Fibromyalgie ist keine psychische Erkrankung. Laut der wissenschaftlichen Leitlinie* darf sie auch nicht pauschal mit einer sogenannten somatoformen Schmerzstörung gleichgesetzt werden, bei der definitionsgemäß keine organische Ursache für die körperlichen Beschwerden festgestellt werden kann. Richtig ist: Bei Fibromyalgie können begleitend auch seelische Störungen wie zum Beispiel Depressivität als Symptom auftreten. Wenn man sich bewusst macht, mit welchen Beschwerden die Betroffenen konfrontiert sind, ist das auch nicht verwunderlich. Die Erkrankung an sich ist allerdings nicht als depressive Störung zu klassifizieren.
* Fibromyalgiesyndrom. Eine interdisziplinäre S3-Leitlinie. Hintergründe und Ziele – Methodenreport – Klassifikation – Pathophysiologie – Behandlungsgrundsätze und verschiedene Therapieverfahren. Der Schmerz 2012; 26.
Fibromyalgie ist eine Muskelerkrankung
Der Begriff Fibromyalgie wird von vielen Experten als irreführend angesehen. Denn er suggeriert, dass der Erkrankung ein Problem mit den Muskeln, Sehen oder Gelenken zugrunde liegt. Heute weiß man allerdings, dass eine zentrale Störung der Schmerzempfindung und –verarbeitung im Gehirn für die chronischen Schmerzen (mit)verantwortlich ist.
Kinder und Jugendliche sind nicht betroffen
Auch bei Kindern und Jugendlichen kann Fibromyalgie auftreten. Dann sprechen Ärzte vom sogenannten „Juvenilen Fibromyalgiesyndrom“ (JFMS).
FMS ist keine lebensbedrohliche Erkrankung
Die ständigen Schmerzen führen oft zu erheblichen Beeinträchtigungen im privaten und beruflichen Alltag. Auf diese Weise kann die Erkrankung zur echten Zerreißprobe werden. Insofern ist es wohl nur ein schwacher Trost, wenn man Betroffenen versichern kann, dass die Symptome nicht gefährlich sind und die Lebenserwartung durch die Fibromyalgie nicht verkürzt wird. Es kommt auch zu keiner Schädigung von Muskeln, Gelenken oder Organen – und doch kann die Erkrankung die Lebensqualität drastisch einschränken.